Wenn jedes Wort eskaliert... Deeskalation bei überempfindlichen Menschen und Gesprächsverweigerern

Veröffentlicht am 18. November 2025 um 23:33

Wenn jedes Wort zu viel ist

Es passiert im Alltag, bei der Arbeit, in der Familie: Du sagst einen Satz und dein Gegenüber reagiert über. Verletzt, abwehrend oder sogar angriffslustig. Dabei war es nicht einmal eine Kritik. Es reicht schon ein Vorschlag, ein harmloser Einwurf oder ein offenes Gesprächsangebot  und die Wogen schlagen hoch.

 

In solchen Momenten fragt man sich:
Was habe ich falsch gemacht?

 

Oder schlimmer noch:
Wie soll ich mit jemandem sprechen, der alles persönlich nimmt?

Dieser Beitrag geht genau diesen Fragen nach. Er zeigt, warum manche Menschen überempfindlich reagieren und wie du dich in solchen Situationen nicht verlierst, sondern klar, deeskalierend und bei dir bleibst. Mit echten Beispielen, psychologischem Verständnis und bewährten Tools.

 

 

Warum manche Menschen so extrem reagieren

Es gibt Menschen, bei denen liegt die Reizschwelle sehr tief. Doch das liegt oft nicht an dir, sondern an inneren Prozessen, die du nicht siehst:

💡 Mögliche Ursachen für überempfindliches Verhalten:

 

  • Schlechte Erfahrungen: Wer oft kritisiert oder verletzt wurde, entwickelt ein Frühwarnsystem auch wenn keine Gefahr besteht.

  • Geringes Selbstwertgefühl: Wenn jemand sich selbst nicht wertvoll fühlt, wird jede Rückmeldung als „Beweis“ für das eigene
    Versagen erlebt.


  • Mangel an emotionaler Selbstregulation: Gefühle schießen nach oben ohne Zwischenstopp.

  • Ungeklärte Altlasten: Manches ist gar nicht gegen dich gerichtet sondern gegen frühere Wunden, die du unbewusst „triggerst“.

  • Rollenverwirrung: Besonders im Job: Man verwechselt sachliche Kritik mit persönlicher Ablehnung.

👉 Wichtig: Diese Ursachen zu verstehen heißt nicht, sie zu entschuldigen. Aber Verständnis ist die erste Grundlage, um überhaupt deeskalieren zu können.

 

 

Der Teufelskreis der Überempfindlichkeit

 

Solche Situationen laufen oft nach einem Muster ab:

  1. Du sagst etwas mit guter Absicht.

  2. Dein Gegenüber reagiert verletzt oder wütend.

  3. Du bist überrascht, rechtfertigst dich oder schweigst.

  4. Es wird schlimmer.

  5. Du ziehst dich zurück oder wirst selbst gereizt.

  6. Das Gespräch endet in Frust, Missverständnis oder Funkstille.

Dieser Kreislauf zermürbt. Und wenn du ihn oft genug durchlebst, beginnst du irgendwann, dich zu verstellen, nichts mehr zu sagen oder dich selbst zu verlieren. Doch genau hier setzt echte Deeskalation an.

 

 

Was in dir passiert und wie du die Kontrolle zurückgewinnst

 

Bevor du deeskalieren kannst, musst du wissen, was in dir passiert:

  • Du fühlst dich angegriffen, obwohl du nicht angreifen wolltest.

  • Du bekommst ein Gefühl von Ungerechtigkeit oder Machtlosigkeit.

  • Du möchtest es klären – aber es wird nur schlimmer.

  • Du fängst an, dich zu verstellen oder zu zweifeln.

Der Schlüssel ist: Nicht sofort reagieren, sondern innehalten.

 

🧘‍♀️ Mini-Tool: STOPP-Technik

  1. S: Stopp -> Halte inne.

  2. T: Tief atmen und nicht gleich antworten.

  3. O: Orientierung -> Was passiert gerade? In dir und im Gegenüber?

  4. P: Perspektive -> Muss ich jetzt reagieren? Was will ich wirklich?

Diese Technik hilft, die emotionale Achterbahn zu stoppen und bewusst zu entscheiden, wie du reagieren willst.

 

Typische Situationen: Von Feedback bis „Was willst du eigentlich sagen?“

Beispiel 1: Feedback wird als Angriff erlebt

Du: „Ich finde, wir könnten unsere Absprachen etwas klarer machen.“
Gegenüber: „Aha! Jetzt bin ich also wieder schuld, oder was?!“
Du wolltest die Zusammenarbeit verbessern  dein Gegenüber hört nur Kritik.
Was jetzt?

👉 Antwortidee:

„Ich sehe gerade, das kam anders an, als ich es gemeint habe. Es geht mir nicht um Schuld sondern darum, wie wir gemeinsam leichter vorankommen.“

 

Beispiel 2: Gesprächsverweigerung aus Prinzip

Du: „Ich finde, wir sollten nochmal über gestern sprechen.“
Gegenüber: „Wozu? Ist doch eh alles gesagt.“
Du merkst: Es gärt, aber der andere blockt.

👉 Antwortidee:

„Mir ist wichtig, dass da nichts unausgesprochen bleibt. Wenn jetzt nicht der richtige Moment ist, wäre ich dankbar, wenn wir es später in Ruhe besprechen.“

 

Beispiel 3: Überreaktion bei Vorschlägen

Du: „Wie wäre es, wenn wir das anders machen?“
Gegenüber: „Mach doch, was du willst mir hört ja eh keiner zu.“

👉 Antwortidee:

„Es scheint, dass du dich nicht gehört fühlst. Das ist nicht meine Absicht im Gegenteil. Lass uns beide Raum haben.“

 

 

Strategien für echte Deeskalation

 

✅ Haltung vor Technik

 

  • Du bist nicht verantwortlich für das Nervensystem anderer aber für deine Reaktion.
  • Deeskalation beginnt bei dir.
  • Wertschätzung ist keine Schwäche.

 

✅ Tools zur Deeskalation

BIFF-Methode (kurz & klar bei schwierigen Persönlichkeiten):

(Entwickelt von Bill Eddy, einem Amerikanischen Mediator und High- Conflict- Expert)

  • Be factual = bleib sachlich

  • Inform = gib kurze Infos

  • Friendly = freundlich bleiben

  • Firm = bleib bei deinem Standpunkt

  • Empathisches Spiegeln:
    „Ich habe das Gefühl, dir ist das gerade zu viel stimmt das?“

  • Grenzen setzen-> klar, aber ohne Angriff:
    „Ich bin bereit zu sprechen, wenn wir beide respektvoll bleiben.“

Das DUNKEL -Prinzip Die eigene Ruhe bewahren

(Das Dunkel- Prinzip ist eine von Conflectiv entwickelte Methode, um in emotional intensiven Situation Ruhe,
Distanz und Schutz zu bewahren sowohl für sich selbst als auch für den Gegenüber. 
Ein wesentliches Element des Dunkel-Prinzips ist der Umgang mit Triggern also Momenten,
in denen alte Muster, Verletzungen oder innere Anteile plötzlich anspringen und uns emotional überfluten.
Während Modelle wie BIFF (Bill Eddy) oder die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg sich auf Struktur
und Sprache
konzentrieren, setzt das Dunkel-Prinzip vor der Kommunikation an: nämlich bei der emotionalen Selbstregulation.

 

Beispiel:
Jemand sagt einen Satz, der dich sofort trifft. Dein Körper spannt sich an, der Puls steigt, dein Kopf will reagieren, angreifen,
sich rechtfertigen oder dichtmachen. Genau hier greift das Dunkel-Prinzip:

Es bedeutet:

  • D – Distanz wahren (innere und äußere)

  • U – Ursache nicht sofort suchen, sondern Raum lassen

  • N – Nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen

  • K – Keine Kampfhaltung

  • E – Energie sparen

  • L – Lauschen statt lösen

Gerade bei Triggern verhindert das Dunkel-Prinzip, dass du in alte Muster rutschst: Rückzug, Angriff, Überanpassung
oder Rechtfertigungsdruck.
Es schafft einen Moment von innerer Dunkelheit nicht negativ, sondern schützend.
Eine Mini-Pause, bevor du wieder sichtbar wirst.
Damit wird das Dunkel-Prinzip zur Brücke zwischen Selbstregulation und Kommunikation dort,
wo die klassischen Modelle erst einsetzen, wenn du schon stabiler bist.

 

 

Fazit: Ruhig bleiben, klar bleiben, bei dir bleiben

Menschen, die schnell eskalieren, sind oft in sich selbst gefangen. Du kannst sie nicht heilen aber du kannst entscheiden,
ob du dich mitziehen lässt. 
Deeskalation ist kein Trick, sondern eine Haltung.

 

 

Download: Die 30-Sekunden-Dunkel-Pause (Mini-Übung für sofortige Klarheit)

Diese kurze, hochwirksame Übung hilft dir dabei, in emotional belastenden Momenten einen Schritt zurückzutreten,
dich zu sammeln und mit deutlich mehr innerer Klarheit zu reagieren.
Sie ist ideal für Situationen, in denen du merkst, dass dein Stresslevel steigt, dich etwas triggert oder ein Gespräch zu kippen droht.

Was dich erwartet:

  • Eine leicht anwendbare 30-Sekunden-Übung für den Alltag

  • Mehr innere Ruhe, bevor du auf Konflikte reagierst

  • Einfache Schritte, die deine Selbstregulation stärken

  • Ein kurzer Hintergrund zu den Grundlagen moderner Konfliktarbeit

  • Das Dunkel-Prinzip exklusiv von Conflectiv

Perfekt für:
🟦 Alltagssituationen
🟦 Arbeitsplatz & Teamkommunikation
🟦 Private Konflikte
🟦 Trigger-Momente
🟦 Persönlichkeitsentwicklung

Lade dir das PDF herunter, drucke es aus oder speichere es auf deinem Handy und nutze es, wann immer du einen Moment Klarheit brauchst.
Scheue auch gerne in unseren Einstiegsbeitrag Strategien zur Eskalation.

 

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