Warum wir Veränderungen so lange aufschieben und warum sie irgendwann keine Option mehr, sondern notwendig werden
Einleitung
Veränderung beginnt selten mit Mut. Sie beginnt mit einem Gedanken, der leiser ist als alles andere:
„Da könnte mehr sein.“ Doch genau ab diesem Moment entsteht ein innerer Konflikt,
den fast jeder kennt, aber kaum jemand ausspricht:
👉 Die schwerere Entscheidung und die richtige sind oft dieselbe.
Das klingt brutal. Aber es stimmt.
Warum?
Weil die schwerere Entscheidung den Weg beschreibt:
den Abschied von der Komfortzone, die Konfrontation mit sich selbst,
den Verlust alter Gewohnheiten, die Unsicherheit zwischen zwei Leben.
Und die richtige Entscheidung beschreibt das Ziel:
Freiheit. Klarheit. Ehrlichkeit. Entlastung. Inneren Frieden.
Beides gehört zusammen.
Beides zieht in entgegengesetzte Richtungen.
Und genau deshalb fühlt sich Veränderung so kompliziert an.
Wir wollen das Ziel aber wir fürchten den Weg.
Wir spüren, was wir eigentlich wollen aber wir verlieren fast den Halt, wenn wir es ernst meinen.
Und genau da beginnt die Wahrheit über Veränderung:
Sie scheitert selten am Können, oft am Aushalten.
Diese Einleitung soll dir genau das geben:
eine Sprache für etwas, das viele fühlen, aber nicht sortieren können.
1. Warum wir Veränderung aufschieben obwohl wir es besser wissen
Viele reden sich ihren Status quo lange schön.
Nicht, weil er wirklich schön ist, sondern weil er vertraut ist.
Vertrautes fühlt sich sicher an selbst wenn es uns nicht guttut.
Wir sagen uns Dinge wie:
- „Es geht ja.“
- „Ist doch nicht so schlimm.“
- „Es passt schon.“
- „Eigentlich habe ich keinen Grund zu klagen.“
- „Andere haben es viel schlimmer.“
Dabei wissen wir längst, dass wir in einer Rolle, einem Job, einer Beziehung, einem Leben stecken,
das uns nicht mehr trägt.
Aber das Schönreden hat eine Funktion:
👉 Es schützt uns davor, täglich mit der Wahrheit leben zu müssen.
Die Wahrheit, dass wir längst weiter sind.
Die Wahrheit, dass wir uns selbst belügen.
Die Wahrheit, dass wir unser Leben vertagen.
Und so schieben wir. Und schieben. Und schieben.
In der Hoffnung, dass sich etwas „von selbst“ löst.
Doch die bittere Realität lautet:
Nichts löst sich von selbst, was man innerlich schon verlassen hat.
2. Veränderung bedeutet Rollenverlust und genau das macht sie so schwer
Was viele unterschätzen:
Wenn wir eine Veränderung wagen, verlieren wir nicht nur die Situation. Wir verlieren unsere Rolle darin.
In Beziehungen sind wir:
- Partner
- Mitdenker
- Routinegeber
- Halt
- Gewohnheit
Im Job sind wir:
- Spezialist
- Leistungsträger
- Ansprechpartner
- die Person, auf die man zählt
- die Person, die funktioniert
Im Umfeld sind wir:
- „so wie man uns kennt“
- berechenbar
- zuverlässig
- angepasst
Wenn wir uns verändern,
dann bricht dieses System auf. Und kein System lässt sich öffnen,
ohne dass Rollen und Gewichte verrutschen. Das ist keine Psychologie.
Das ist Logik.
👉 Veränderung ist ein System- Erschütterer.
Und genau deshalb fühlt sie sich zuerst falsch an selbst wenn sie richtig ist.
Ohne Rolle kein Halt. Ohne Halt keine Sicherheit.
Deshalb bleibt man lieber in einem Leben, das nicht glücklich macht als in einem Leben,
in dem man sich verloren fühlt.
3. Wenn der Support wegbricht.... die Einsamkeit zwischen zwei Leben
Was wenige offen sagen:
Veränderung verkleinert manchmal das Umfeld.
Nicht, weil Menschen böse sind, sondern weil Menschen sich selbst schützen.
- Manche ziehen sich zurück.
- Manche verstehen dich nicht.
- Manche verlieren ihre eigene Sicherheit, weil du deine suchst.
- Manche reagieren verletzt, weil du eine Rolle verlässt, die ihnen diente.
- Manche unterstützen dich erst wieder, wenn du „stabil“ bist.
Das ist keine böse Absicht.
Das ist Systemlogik:
Wenn du dich bewegst, muss sich alles um dich herum mit bewegen. Und nicht jeder will oder kann sich bewegen.
Darum fühlt sich Veränderung oft einsam an. Nicht, weil du falsch bist
sondern weil du etwas wagst, was andere nicht wagen können.
4. Unerfüllte Träume der Schmerz des ungelebten Lebens
Es gibt einen Schmerz, der tiefer geht als Verlust:
👉 Der Schmerz, nicht gelebt zu haben.
Die Idee für ein eigenes Unternehmen.
Der berufliche Traum, den man nie ausprobiert hat.
Ein Kapitel, das man nie geschrieben hat.
Ein Weg, von dem man gespürt hat, dass er der eigene wäre aber ihn nie gegangen ist.
Viele warten auf:
- mehr Zeit
- mehr Sicherheit
- mehr Mut
- bessere Umstände
- eine klare Antwort
- ein besseres Gefühl
- den perfekten Moment
Doch der perfekte Moment kommt kaum je. Der Tag, der kommt, ist ein anderer:
„Warum habe ich es nicht versucht?“ Das Bedauern, etwas nicht getan zu haben,
ist fast immer größer als der Schmerz, es versucht zu haben.
Und das ist der Punkt, an dem Menschen begreifen:
Es braucht keinen großen Sprung. Es braucht den ersten ehrlichen Schritt.
Eine Stunde pro Woche. Ein kleiner Prototyp. Ein Notizbuch.
Ein Gespräch. Ein Antrag. Ein „Ich probiere es einfach.“
Veränderung beginnt nicht mit Mut.
Sie beginnt mit Ehrlichkeit.
5. Der Moment, der alles kippen kann Wendepunkte im Leben
Manchmal kommt ein Moment, der das Leben nicht verändert
aber der zeigt, dass es sich verändern muss.
Für mich war es der Verlust meiner Mutter. Ein Tag, der alles still gemacht hat.
Ein Tag, an dem ich plötzlich spürte, wie viel ich aufgeschoben hatte.
Wie sehr ich mich selbst vertröstet hatte. Wie viele Wünsche ich nie ernst genommen habe.
Und ich musste sehen, wie ich aus meinen ungelebten Träumen langsam ein Getriebener geworden war.
Nicht aus Versagen. Nicht aus Schwäche. Sondern aus Wahrheit.
Vielleicht kennst du diesen Moment. Vielleicht war es ein Verlust.
Eine Krankheit. Eine Trennung. Ein Gespräch.
Ein Blick in den Spiegel. Ein Tag, der plötzlich zu leise oder zu laut war. Es sind diese Momente,
an denen man sich nicht mehr belügen kann.
6. Der gefährlichste Teil: das Urteil über sich selbst
Viele stellen sich in solchen Krisen selbst an den Pranger:
- „Warum habe ich so lange gewartet?“
- „Warum habe ich mich nicht früher bewegt?“
- „Warum habe ich mich so klein gemacht?“
Aber dieser Gedanke ist nicht fair.
Das frühere Ich hat entschieden mit dem Wissen, das es damals hatte.
Mit der Kraft, die es damals hatte. Mit den Glaubenssätzen, die es damals kannte.
Du urteilst rückwärts mit einem Ich, das erst durch Schmerz gewachsen ist.
Der eigentliche Schmerz liegt selten im Vergangenen.
Der eigentliche Schmerz liegt in dem, was man nicht gelebt hat. Und genau das macht ehrlich.
7. Wenn alles zu viel wird und man kurz davor ist, auszubrechen
Krisen machen alles lauter:
- Gefühle
- Gedanken
- Gereiztheit
- Körperreaktionen
- Überforderung
Das ist normal. Das ist menschlich. Das ist Schutz.
Es bedeutet nicht, dass du zerbrichst.
Es bedeutet, dass dein System dich vor Überlastung schützt.
Was in solchen Phasen helfen kann:
- Keine großen Entscheidungen treffen.
- Den Körper beruhigen, nicht den Kopf.
- Funktionsdruck reduzieren.
- Räume schaffen, in denen du nicht funktionieren musst.
- Nur den nächsten Schritt planen nicht den Weg.
Dieser Moment ist nicht für große Veränderungen gemacht.
Dieser Moment ist dafür gemacht, wieder du selbst zu werden.
8. Warum wir innerlich feststecken die Wahrheit hinter Hindernissen
Oft glauben wir, wir seien blockiert durch:
- Geld
- Zeit
- Verpflichtungen
- Verantwortung
- Kinder
- Erschöpfung
Und ja: vieles davon ist real.
Aber genauso oft sind es verkleidete Ängste:
- „Ich könnte scheitern.“
- „Was sagen die anderen?“
- „Ich verliere meinen Status.“
- „Ich könnte jemand enttäuschen.“
- „Ich könnte mich blamieren.“
- „Ich weiß nicht, ob ich gut genug bin.“
Ein Satz fasst es perfekt:
Hindernisse bestimmen das Tempo. Ausreden bestimmen die Richtung. Angst bestimmt die Lautstärke.
Und wenn man das versteht, beginnt man klarer zu sehen.
9. Die V-Formel von Conflectiv ist ein Kompass, wenn der Kopf verrücktspielt
Wir Menschen handeln nicht nach Fakten. Wir Menschen handeln nach gefühlten Fakten
und diese sind in Krisen oft verzerrt.
Darum hilft die V-Formel:
V = (R – H) + S – A
Veränderungsbereitschaft = (Realität – Horrorszenarien) + Stabilität – Angst
Sie zeigt:
- Die Realität ist selten das Problem.
- Das Horrorszenario ist meist Kopfkino.
- Die Zukunft hat mehr Stabilität, als man denkt.
- Die Angst ist ein Faktor, aber kein Anführer.
Die Formel entscheidet nichts für dich. Aber sie macht sichtbar, was Angst unsichtbar macht.
Wenn du mit der V- Formel arbeiten möchtest: eine kleine Anleitung und die Formel als PDF findest du hier zum Download.
Die V- Formel hilft, Entscheidungen zu sortieren, die sich manchmal größer anfühlen als sie eigentlich sind.
Was die V-Formel zusätzlich kann: Die mathematische Klarheit hinter der Entscheidung
Die V-Formel funktioniert nicht nur intuitiv. Sie kann auch mathematisch genutzt werden und genau das macht sie so besonders.
Denn viele Menschen wissen zwar, wie sie sich fühlen, können es aber schwer einordnen.
Andere fühlen fast gar nichts, aber können hervorragend strukturieren.
Die mathematische Version der Formel gibt beiden Gruppen Halt:
V = (R - H) + S - A
R = reale Konsequenzen
H = Horrorszenarien / Kopfkino
S = Stabilität / Ressourcen / Halt
A = Angst (1-10)
Das Entscheidende ist nicht die Zahl selbst,
sondern die Tendenz, die sichtbar wird.
Die Auswertung bleibt dabei ganz einfach:
- Wenn (R - H) + S größer ist als A -> GO
Die Realität ist stärker als die Angst.
Der Schritt ist machbar trotz Unsicherheit. - Wenn (R - H) + S kleiner ist als A -> Plan anpassen
Nicht abbrechen, sondern stabilisieren, Informationen sammeln, Übergänge bauen. - Wenn (R - H) + S gleich A ist -> Unterstützung holen
Ein Gespräch, Feedback oder ein neutraler Blick bringt die Klarheit, die fehlt.
Diese Version nimmt der Angst die Übermacht
und zeigt objektiver, wo man wirklich steht.
Beispielrechnung: Ein möglicher Umzug für einen neuen Job
Situation:
Eine Person überlegt, in eine andere Stadt zu ziehen.
Dort warten bessere berufliche Möglichkeiten aber das vertraute Umfeld gibt Sicherheit.
1. Realität (R):
- Bessere Karrierechancen
- Höheres Gehalt
- Entwicklungsmöglichkeiten
- Zugang zu Weiterbildung
➡️ R = 4
2. Horrorszenarien (H):
- „Ich finde dort keine sozialen Kontakte.“
- „Ich fühle mich vielleicht einsam.“
➡️ H = 2
3. Stabilität (S):
- Ersparnisse für 4 Monate
- Familie unterstützt die Entscheidung
- Freunde bleiben digital erreichbar
- Der neue Arbeitgeber bietet Onboarding-Hilfe
➡️ S = 4
4. Angst (A):
Selbsteinschätzung: 6
➡️ A = 6
🔢
Jetzt rechnen wir:
( R – H ) + S
= (4 – 2) + 4
= 2 + 4
= 6
Vergleich mit A:
➡️ 6 = 6
Ergebnis: Gleichstand -> Unterstützung holen
Das bedeutet:
- Die Entscheidung ist nicht falsch.
- Aber es fehlt ein Baustein zur Klarheit.
- Mit einem einzigen zusätzlichen Schritt wie einen Probetag, einen Besuch in der neuen Stadt,
einem Gespräch mit dem künftigen Team kann das Gleichgewicht kippen.
Nicht die Entscheidung ist das Problem. Die fehlende Information ist es.
Genau dafür wurde die Formel entwickelt: Sie macht sichtbar, was vorher unsichtbar war.
10. Drei einfache Praxisbeispiele so sieht Veränderung im echten Leben aus
Beispiel 1: Bleiben im Job, der einen kaputtmacht
Jonas geht seit Jahren in einen Job, der ihn auslaugt.
Er mag sein Team aber das System passt nicht mehr zu ihm.
Realität:
- Er ist erschöpft
- Er wächst nicht
- Er spürt inneren Widerstand
Horrorszenario:
- „Ich finde nie etwas Neues.“
- „Ich bin zu alt.“
- „Ich mache alles schlimmer.“
Stabilität:
- Seine Kompetenz
- seine Belastbarkeit
- ein Arbeitsmarkt mit Bedarf
- Unterstützung eines Kollegen
Angst:
Vor Veränderung, nicht vor Arbeit.
Ergebnis:
Die Formel zeigt:
Der Schmerz des Bleibens ist inzwischen größer als die Angst des Gehens.
Beispiel 2: Beziehung verlassen, die mehr Kraft kostet als sie gibt
Tobias ist seit vielen Jahren in einer Beziehung, die nicht mehr nährt. Es gibt keine massiven Probleme
aber auch keine Nähe, keine Entwicklung, kein echtes Miteinander.
Realität:
- Respekt ist da, aber keine Verbindung
- Gespräche enden im Kreis
- Beide leben nebeneinander, nicht miteinander
Horrorszenario:
- „Ich verletze sie.“
- „Ich werde allein enden.“
- „Es wird nie wieder jemand zu mir passen.“
- „Ich zerstöre etwas, das eigentlich okay ist.“
Stabilität:
- Ein Freundeskreis, der ihn auch nach einer Trennung kennt
- Eine eigene Wohnung wäre bezahlbar
- Seine Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen
- Seine innere Sehnsucht nach echter Beziehung
Angst:
Vor Einsamkeit.
Vor Schuld.
Vor Reaktionen des Umfelds.
Ergebnis:
Die V-Formel zeigt klar:
Tobias bleibt nicht, weil die Beziehung gut ist,
sondern weil sie vertraut ist.
Und plötzlich ist klar:
Vertraut ist nicht dasselbe wie richtig.
Beispiel 3 Eigene Idee nie umgesetzt -> das stille Bedauern
Mara trägt seit Jahren einen Gedanken mit sich herum:
eine kleine Selbstständigkeit, ein Projekt, etwas Eigenes.
Doch sie arbeitet, sorgt sich um Sicherheit
und fühlt sich oft „vernünftig, aber leer“.
Realität:
- Sie hat eine Idee, die seit Jahren nicht verschwindet.
- Sie könnte klein anfangen.
- Es ist kein finanzielles Risiko nötig.
- Sie funktioniert im Job, aber sie lebt dort nicht auf.
Horrorszenario:
- „Was, wenn ich mich lächerlich mache?“
- „Was, wenn niemand interessiert ist?“
- „Was, wenn ich scheitere, bevor ich beginne?“
Stabilität:
- Ein sicherer Hauptjob
- Eine klare Vision
- Zeitfenster am Wochenende
- Menschen, die sie bestärken
- Null Risiko durch ein Kleingewerbe
Angst:
Nicht vor Selbstständigkeit.
Sondern davor, gesehen zu werden.
Ergebnis:
Die V-Formel zeigt ihr:
Das Risiko ist minimal.
Die Angst ist maximal.
Der Wunsch ist konstant.
Mara beginnt nicht groß, sondern klein.
Ein erster Schritt, der sich nach „endlich“ anfühlt.
11. Der Moment, der wirklich zählt
Es ist nicht die Kündigung. Nicht die Trennung. Nicht der Neubeginn.
Es ist der Moment, in dem du dir selbst glaubst:
„Ich darf mein Leben verändern.“
Ab hier beginnt Mut. Ab hier beginnt Handlung.
Ab hier beginnt ein neues Jahr egal, welches Datum wir haben.
12. Fazit: Die ehrliche Wahrheit
Du musst nicht heute neu anfangen. Du musst nicht alles verändern.
Du musst niemandem etwas beweisen.
Aber du musst aufhören, dich selbst zu belügen.
Denn Veränderung beginnt selten, wenn man bereit ist.
Sie beginnt, wenn man nicht länger wegsehen kann.
Vielleicht ist jetzt nicht der Moment für den Sprung.
Aber vielleicht ist es der Moment für die Ehrlichkeit.
Der Rest kommt. Schritt für Schritt. Ehrlich, menschlich, möglich.